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Noch vor dem Sommer hatte ich nicht erwartet, jemals hier her zurück zu kehren. Doch jetzt, jetzt fand ich mich am gleichen Bahnhof wieder, von dem ich mich vor einigen Monaten eigentlich endgültig verabschiedet hatte. Doch es war nicht alles so gelaufen, wie es sollte. Schuldgeständnisse, Selbstzweifel, darüber war ich hinweg und bereit es erneut zu versuchen.

Ich schätzte es nicht sonders, in einem gesonderten Abteil zu fahren. Einfach weil ich es hasste mit dem Zug zu Reisen. In meiner Freizeit war mein Fahrer ausreichend, aber wenn man mehrere hundert Kilometer zurücklegen muss, bietet sich der Zug nunmal an.
Ich stieg schließlich aus meinem Abteil und während mir nur ein Mann folgte sah ich mich unauffällig um.

Kein Empfangskomitee, na Gottseidank. Ich seufzte erleichtert, schulterte meinen Rucksack und schlenderte zu dem Kiosk hinüber. So, mit dem Rucksack und der Kleidung gab ich mich als ein Schüler aus, der gerade aus den Ferien zurückgekehrt war. Um das ganze noch weiter zu stützen packte ich meine Brille aus und setzte sie mir auf. Dieser Streberlook ließ die meisten nicht so schnell Verdacht schöpfen.
Auf meinem Weg zum Kiosk stand mir ein junger Mann im Weg. Mittelalt, sah nach einem Oberschichtler aus. Jemand, der von seinem Geld sicherlich etwas abgeben könne. Gespielt ungeschickt rempelte ich ihn an. Dieser kurze Körperkontakt reichte mir aus, um seine Geldbörse in der Jackentasche ausfindig zu machen und sie zu entwenden. „Ver...Verzeihung.“ stotterte ich schüchtern und mit deutlich gerötetem Gesicht, als wäre mir dieses Malheur äußerst unangenehm.
„Alles in Ordnung, Junge?“ fragte er mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Ein Nicken von mir und die Sache war gegessen.

Ich ließ mir von meinem Bodyguard etwas Platz machen und schlug mich dann durch die Menge. Die Menschen rundherum waren mir gleich, aber aus bloßer Vorsicht betrachtete ich sie durch meine Sonnenbrille mit ruhigem Misstrauen. Ich bekam aus den Augenwinkeln das Geschehen mit, ließ es aber unbeachtet da mir dein Diebstahl nicht auffiel.

Am Kiosk schnappte ich mir eine Zeitung und ließ dabei noch eine Packung Kaugummis mitgehen. Damit war ich gerüstet für einen weiteren Versuch. Den Blick durch die Menge gleiten lassend war ich auf der Suche nach meinem nächsten Opfer. Ich wählte nicht ohne Kriterien aus, das wäre zu einfach und machte es langweilig. Dafür hatte ich viel zu viel Spaß an diesem Spiel. Erst das erspähen, dann das zuschlagen.
Man musste der Person ansehen, dass es ihr an Geld nicht mangelte. Jackentaschen mussten vorhanden sein. Alleine unterwegs musste er sein.